„Finn und Laika retten Menschen“
Brandenburger Schäferhundeverein bildet Rettungshunde für Extremeinsätze aus
Hundetrainer Kendy Wachow (33) und Wolfgang Krause (68) bilden Vierbeiner zu Rettern für verschüttete Menschen aus.
Kendy Wachow (33) steht vor einem Trümmerberg, unter dem verletzte Menschen begraben sein können. Wachow schaut seinen Hund Finn an und befiehlt: „Sitz! Hoch! Vorrennen!“ Der fünf Jahre alte Jack Russel gehorcht seinem Herrchen, springt auf, klettert auf den Berg und sucht. Wenige Minuten später bellt Finn hinter den Trümmern. Die Feuerwehr folgt der Spur des Hundes und findet eine halb liegende Frau, die sich nicht bewegt.
Diese filmreife Szene demonstriert der Verein für Deutsche Schäferhunde auf dem Übungsgelände an der Magdeburger Heerstraße nahe Wilhelmsdorf. Der 17 Mitglieder starke Verein bildet sechs Rettungshunde für lebensgefährliche Einsätze aus und bereitet sich zurzeit auf die deutsche Meisterschaft für vierbeinige Retter vor.
Kendy Wachow ist Vorsitzender der Brandenburger Ortsgruppe des Schäferhundevereins. Er bildet seit fünf Jahren Hunde zu Rettern aus. Mindestens 15 Monate dauert die Ausbildung, erst dann wird der Hund zum ersten Mal geprüft – so bei der Deutschen Meisterschaft vom 5. bis 8. Mai in Brandenburg an der Havel. Doch die Ausbildung hört praktisch nie auf. Im Erfolgsfall darf der Vierbeiner dann die Rettungsdienste bei Einsätzen in der ganzen Welt begleiten.
„Die Hunde werden in der Ausbildung so dressiert, dass sie sich nur auf liegende und sitzende Personen konzentrieren“, erklärt Wachow. Die Logik dahinter: Schwerverletzte können nach einer Katastrophe wohl kaum stehen, geschweige denn umherlaufen. Der Hund achtet darauf und signalisiere durch lautes Bellen, sobald er eine hilflose Person gefunden hat, meint der Vereinschef und streichelt seinen Liebling Finn, der sich fit für jede Prüfung zeigt.
„Hunde ausbilden ist harte Arbeit mit viel Fingerspitzengefühl“, sagt Wolfgang Krause aus Erfahrung. Der 68 Jahre alte Leiter der Hundeschule mit 20 Tieren am selben Standort arbeitet seit einem halben Jahrhundert mit dem „besten Freund des Menschen“. Die Vierbeiner haben und zeigen Charakter, meint Krause: „Es gibt Hunde, die sind Choleriker.“
Nicht cholerisch, doch sehr dynamisch ist Laika, die acht Jahre alte Schäferhündin von Angela Titze (36). Laika ist der zweite Hund, der die „verletzten“ Menschen auf dem Ackerfeld an der Magdeburger Heerstraße finden und dadurch „retten“ soll. So einfach ist das jedoch nicht: „Wir haben die Bedingungen erschwert und die Personen entgegen der Windrichtung platziert“, erklärt Wachow.
Trotzdem bewiesen Finn und Laika gute Riecher und meisterten ihre Aufgaben vorzüglich. Laikas Frauchen Titze ist mit der Vorstellung ihrer Schäferhündin überaus zufrieden: „Sie hat das sehr gut gemacht, schnell gefunden und laut verbellt.“
Auch Wachow kann über die Leistung seines Vierbeiners „nicht meckern“. Ganz im Gegenteil: Finn genießt volles Vertrauen seines langjährigen Herrchens: „Weil du den Hund hinter den Trümmern im Notfall nicht siehst, musst du dich auf ihn verlassen können.“
Der Hundeführer Wachow verrät überdies einen simplen Trick, der die Tiere dazu bewegt, auch schwer begehbare Plätze durchzustöbern: „Der Hund sucht sein Spielzeug. Wir lassen also jemanden mit dem Ball sich verstecken und hinlegen.“ Irgendwann wisse der Hund: Findet er die liegende Person, so bekommt er sein Spielzeug.
Die Bedeutung der Ausbildung zu Rettungshunden werde ganz allgemein nicht hoch genug eingeschätzt, bedauert Krause: „Finn und Laika werden eines Tages Menschenleben retten.“
Dmitri Steiz, „Finn und Laika retten Menschen“. Brandenburger Schäferhundeverein bildet Rettungshunde für Extremeinsätze aus, in: Märkische Allgemeine. Zeitung für das Land Brandenburg, Brandenburger Stadtkurier, 9. März 2011, S. 14.