Freiwilliges Delirium
Spannender Hörspielabend im HdO
In „Baikonur“, einem kleinen Raum mit weinroten Wänden und dunkler Decke, leuchten die Lampen in blassem Rot und Violett. Das trübe Licht fällt auf mehrere altmodische Holzstühle und drei schwarze Gobelinsofas. Darauf finden sich halb liegend ein Dutzend junger und jung gebliebener Brandenburger. Sie lauschen einer Geschichte, die ebenso düster ist wie das Ambiente.
Alexander Meltke (33) und sein Verein „Jukufa“ veranstalteten Freitagabend im „Haus der Offiziere“ (HdO) in der Magdeburger Landstraße einen spannenden Hörspielabend. Die Gäste hörten auf ihren Wunsch hin die Kulthörspielserie „Die drei ???“.
Auch die männlichen Gäste des Hörspielabends ergriff das Faszinosum „Gruselliteratur“. Gerd Neumann (43) bewertete die gehörten Geschichten mit „sehr gut“. Der Reiz dabei bestehe darin, den Alltag hinter sich zu lassen, in eine andere Welt einzutauchen und fast verzweifelt doch auf ein gutes Ende zu hoffen.Ein spannungsvoller Höhepunkt war die gruselige Erzählung „Das verräterische Herz“ von Edgar Allan Poe, excellent gelesen von Andreas Fröhlich (45). Er hatte auch im Hörspiel „Die drei ???“ mitgewirkt. Das Vorgetragene wurde musikalisch untermalt und durch verblüffend echte Geräusche wirkungsvoll gesteigert. In dieser Geschichte beschreibt der Protagonist, wie er von entsetzlichem Wahnsinn getrieben einen alten Mann tötete. Das Publikum ließ sich auf den Horror ein und war von dem Delirium (= Bewusstseinstrübung durch Sinnestäuschung) fasziniert.
Laura Schleusener (20) meinte im Anschluss, erleichtert nach der Anspannung: „Die Geschichte von Allan Edgar Poe war sehr verstörend. Unheimlich. Super!“ Annabell Dannat (17) fand den Abend „richtig gut“ und im Vergleich zu Kino oder Disko außergewöhnlich. „Das war ganz was Anderes.“
Dmitri Steiz, Freiwilliges Delirium. Spannender Hörspielabend im HdO in: Märkische Allgemeine. Zeitung für das Land Brandenburg, Brandenburger Stadtkurier, 7. März 2011, S. 14.