Auf dem Sprung in ein neues Leben
Abiturienten feiern ihren Abschluss
Im nächsten Monat wollen sie ihr Abitur in der Tasche haben. Gestern haben die Schüler des Bertolt-Brecht- und des Von-Saldern-Gymnasiums schon einmal vorgefeiert. Wie jedes Jahr radelten die angehenden Abiturienten nach ihrem letzten regulären Schultag zunächst durch die Innenstadt und feierten dann ihre Party am Grillendamm. Einige junge Leute haben es mit dem Alkohol leider übertrieben. Rettungssanitäter mussten sich um sie kümmern.
Die MAZ hörte sich am Grillendamm um und fragte die Abiturienten wie sie die Schulzeit erlebt haben und was sie anschließend vorhaben.
„13 Jahre auf diese Party zu warten, hat sich definitiv gelohnt“, sagte David Schmiedecke (19) gestern bei der Abschlussfeier der Abiturienten am Grillendamm. Der Schüler vom Bertolt-Brecht-Gymnasium zeigte Sinn für Humor, er hatte sich als Nonne verkleidet. Das Jahr sei „ziemlich stressig“ gewesen, sagt David. „Das Schlimmste war Mathe, da hatte niemand einen Durchblick“. Der Brandenburger will Bauingenieur werden und in Potsdam studieren.
Sinn für Humor bewies auch die 18 Jahre junge Abiturientin Elisabeth Seidel: „Es war alles sehr gut – naja, bis auf den Unterricht“, resümierte die Saldern-Gymnasiastin mit einem Augenzwinkern ihr Schuljahr. Wolle man denn ernsthafter werden, so sei die Schulzeit „denkwürdig“, sagt sie. Denn sie wisse: Tolle Leute, strukturierte Tage und stressfreie Wochenenden biete das Leben nicht immer. Eines steht fest für die Gymnasiastin: „Ich gehe im August nach Afrika und mache dort ein Krankenpflege-Praktikum.“ Im Anschluss an den dreimonatigen Aufenthalt in Tansania will sie Medizin in Berlin studieren.
Entspannter sieht seinen Weg in die Zukunft ihr Schulkamerad Richard Wegner. Der 18 Jahre junge Saldern- Gymnasiast will erst einmal „fett abfeiern“. Wobei: Dasselbe habe er das ganze 13. Schuljahr gemacht, erzählt er. „Dienstags musste ich erst um 12 Uhr da sein. Montags kann man also Party machen, oder nicht?“ Richard Wegner, der beim Roten Kreuz aktiv ist, hat vor in Berlin Kommunikationsdesign studieren.
„Bombe“ und „selten geil“ ist die Strandfeier am Grillendamm für Luisa Schönborn (19). Die Schülerin des Brecht-Gymnasiums findet es allerdings „schrecklich“, dass einer ihrer Freunde im Krankenwagen abtransportiert worden ist. Diagnose: Alkoholmissbrauch. Rückblickend seien die langen Schuljahre aber „ohne dolle Zwischenfälle“ verlaufen. Besonders gern erinnere Luisa sich an „Darstellendes Spiel – mein Lieblingsfach“. Die Havelstädterin erzählt, dass sie in vielen Theaterstücken mitgespielt hat, so auch eine Prostituierte in Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“. Sie habe eine Vorliebe für Kreativität und Sprachen, sagt Luisa. „Deswegen möchte ich später Fremdsprachenlehrerin werden.“
Cynthia Schmidt, 19 Jahre alt, Bertolt-Brecht-Gymnasium hat die Jahre in der Schule als „ eine sehr anstrengende, aber auch eine sehr schöne Zeit“ erlebt. „Heute lassen wir so richtig die Sau raus.“ Ihre weitere Planung für den Tag: noch ins „Manhattan“ gehen, die Nacht durchmachen, bei MacDonalds frühstücken und am Morgen zur Schule, um die Noten zu erfahren für das zweite Halbjahr.“ Die Zukunft wird dann wieder ernster aussehen: „Ich will Psychologie studieren, um eines Tages eine eigene Praxis zu öffnen“, kündigt die Schülerin an.
Dmitri Steiz, Auf dem Sprung in ein neues Leben. Abiturienten feiern ihren Abschluss, in: Märkische Allgemeine. Zeitung für das Land Brandenburg, Brandenburger Stadtkurier, 19. April 2011, S. 14.