Ein Römer auf Spurensuche
Hunderte Kinder beim Sommerfest des Archäologischen Landesmuseums
Das Fest des Archäologischen Landesmuseums Brandenburg war für 700 Menschen eine echte Fundgrube.
Er kommt, sieht und staunt: Julius Römer. Ein dreijähriger Junge, der am Wochenende mit seinem Vater Christian Bornstein das Sommerfest des Archäologischen Landesmuseums im Paulikloster mitfeiert. Bornstein und sein Sohn sind zwei von knapp 700 Gästen, die am Wochenende ins Museum kamen und zehntausend Jahre Menschheitsgeschichte zum Greifen nah erlebten.
Das Brandenburger Landesmuseum veranstaltete unter dem Titel „Archäovent“ sein Sommerfest. Besonders Kinder sollten bei dem Familienfest „Archäologie spielerisch begreifen“, erklärt Janina Bartel (29), die im Museum arbeitet. Die Kunsthistorikerin und Archäologin hat selbst jahrelang in der Havelstadt gegraben. Sie organisiert die Geschichte zum Anfassen.
Julius Blum (8) lernt im Klostergarten des Museums, wie die Menschen in der Steinzeit Mehl herstellten. Eine Hand voll Dinkelkörner werden auf einem Granitstein gerieben, bis weißes Pulver übrig bleibt. „Für ein Brot mussten die Menschen einen ganzen Tag lang mahlen“, weiß Emmeram Schopper.
Doch nicht alles sei unbequem gewesen, meint der zehnjährige Sohn des Museumsdirektors und zeigt auf sein Schuhwerk: „Die Schuhe sind germanisch und sind viel gemütlicher als normale Schuhe“, schwärmt Emmeram.
Der Wiesenhof des Museums entpuppt sich als eine echte Fundgrube für die kleinen Archäologen. Ein paar Kinder versuchen sich am Körbeflechten, die anderen am Töpfern, die dritten am Feuersteinschlagen. Eine Grabungsstätte fehlt auch nicht. „Mama, ich habe etwas gefunden“, jubelt Benjamin (8). Er hat im Sandkasten eine Keramikscherbe entdeckt.
Christian Bornstein und sein Sohn Julius Römer stöbern während dessen im Inneren des Landesmuseums. Sie fliegen durch die Stockwerke und die Zeit: Aus der Steinzeit in die Bronzezeit, hin zu den Slawen, aus dem Mittelalter in die Gegenwart. Im Anschluss zählt Julius aufgeregt auf, was er alles gesehen hat: „Eine Burg, einen Ritter, einen Totenkopf.“ „Ich habe keine Angst gehabt“, versichert Julius. Seinen Namen verdankt der Mutige tatsächlich dem römischen Kaiser Julius Cäsar, verrät sein Papa.
Doch nicht nur die Kinder kommen auf ihre Kosten. Führungen durch das Museum gibt es auch für Erwachsene. Ein Dutzend Männer und Frauen lassen sich von Wolfgang Niemeyer auf der Spur der Steine begleiten. Sie erfahren, dass in der Jungsteinzeit, also vor 7000 bis 4000 Jahren, das Leben pulsierte. Die Menschen wurden sesshaft, Religionen und Musik entstanden.
„Es wäre schön, in die Zeit zu reisen“, träumt jetzt Julius Blum – wie vermutlich viele, die das Fest besucht haben.
Dmitri Steiz, Ein Römer auf der Spurensuche. Hunderte Kinder beim Sommerfest des Archäologischen Landesmuseums, in: Märkische Allgemeine. Zeitung für das Land Brandenburg, Brandenburger Stadtkurier, 18. Juli 2011, S. 14.